Neues Theater München

Geschichte

Seit 1965 ist das Rationaltheater in München eine Institution. Der Kabarettist Reiner Uthoff, der die Bühne 40 Jahre lang leitete, hat das Theater zusammen mit Horst Reichel und Ekkehart Kühn gegründet. Er inszenierte über 35 Stücke und führte sie zusammen mit Jochen Busse, Otto Sander, Sigi Zimmerschied, Bruno Jonas und vielen anderen auf. Das Rationaltheater beschränkte sich aber nicht nur auf Kabarett. Ingrid Caven, für die ihr Mann Rainer Werner Fassbinder viele Lieder geschrieben hatte, gab 1976 hier ihr erstes öffentliches Konzert. Margarethe von Trotta inszenierte 1984 am Rationaltheater Carl Zellers Operette „Der Vogelhändler“ und Günter Wallraff, Martin Walser und Christian Müller waren für das Theater als Co-Autoren tätig.

Die Programme im Rationaltheater waren von Anfang an nonkonformistisch. Demzufolge waren Skandale keine Seltenheit, wie beispielsweise in Bonn, wo Abgeordnete bei der Premiere von BONN HUR vor dem Strafrechts-Sonderausschuss des Bundestages randalierten.

TATORT VATIKAN, ein Stück über das Finanzgebaren des Vatikans, brachte die erste Kirchenaustrittswelle in der BRD ins rollen und traf auf Gegendemonstrationen wie in Hof, wo sich aufgebrachte Nonnen vor der Freiheitshalle versammelten. Friedrichshafen sperrte bereits im Vorfeld die Stadthalle. Das Programm KNAST-1.DEUTSCHES SING SING SPIEL startete eine Gefängnistournee in der JVA Heilbronn und hatte damit nicht unwesentlichen Anteil an der Verwirklichung der Strafvollzugsreform. Auch am Rücktritt des Bundespräsidenten Dr. Heinrich Lübke war das Rationaltheater beteiligt, da es dessen NS-Vergangenheit offenlegte. Die Folge waren nicht nur Strafverfahren wegen Gotteslästerung, Beschimpfung des Staatsoberhauptes und anderen Delikten, sondern auch die deutschlandweite Bekanntheit des Rationaltheaters. Im Gästebuch finden sich Namen wie Herbert Wehner, Willi Brandt, Rudolf Augstein und Günter Grass.

Nach 30 Jahren gaben Reiner und Sylvia Uthoff den Spielbetrieb auf und das Rationaltheater fiel zehn Jahre in einen Dornröschenschlaf.

Ab 2006 nutzte Max Uthoff, der in die Fußstapfen seiner Eltern trat, das Theater und spielte dort sein eigenes Programm.

Im Herbst 2008 wurde das Rationaltheater vom Filmemacher und Produzenten Dietmar Höss übernommen und zusammen mit dem RT-Kino wiedereröffnet. Unter seiner Leitung sind seitdem 35 eigene Theaterproduktionen entstanden.