Medientheater
In München kommt der Journalismus auf die Bühne, aber nicht in die Zeitungen, obwohl Roy Prinzessin mit TRUE großes Kino liefert.
Kritik an der Presse, das ist eine Binsenweisheit, braucht die Presse, um etwas zu bewegen. Ohne Öffentlichkeit keine Debatte. Eine halbe Seite in der Süddeutschen, sagt Dietmar Höss, der Chef des Hauses. Das sei eigentlich der Standard. Diesmal? Fehlanzeige. Keine Rezension, kein Bericht. Nicht mal ein Verriss.
Das Rationaltheater ist eine Institution in der Münchner Szene. Klein, aber fein, mitten in Schwabing. Die Lach- und Schießgesellschaft ist um die Ecke, das Lustspielhaus, Heppel & Ettlich. Im Rationaltheater ist Max Uthoff groß geworden. Das geht gar nicht anders, wenn der Vater so eine Bühne leitet. Ganzen Artikel lesen
Von Michael Meyen, Freie Akademie für Medien und Journalismus, Rezension vom 22. Januar 2023
Erstunterkunft für Flüchtlinge aus der Ukraine
Wir bieten ab nächster Woche sechs Flüchtlingen aus der Ukraine eine kurzfristige Erstunterkunft im Rationaltheater an. Dazu bauen wir unsere Bühne in ein Matratzenlager um und stellen die Dusche und Toilette in der Künstlergarderobe zur Verfügung. Von dort aus verteilen wir die Familien in Unterkünfte, die für mehrere Wochen kostenlos genutzt werden können. Im Moment verfügen wir über drei Zimmer, die wir mit bis zu acht Personen belegen dürfen. Um weitere Familien zu beherbergen, suchen wir noch mehr leerstehende Wohnräume in München und Umgebung.
Wenn Sie uns helfen können, kontaktieren Sie bitte: Jurij Diez juradiez(at)gmail.com oder Elena Llopis elena(at)rationaltheater.de
Unser Theaterbetrieb läuft uneingeschränkt weiter, alle Vorstellungen finden zu den veröffentlichten Terminen statt.
Pressemeldung vom 3. März 2022, Dietmar Höss, Leiter Rationaltheater München
Meer der heulenden Seelen
Für Alejandro Calderon Jaffe sind Flucht und Gewalterfahrung familiäre Referenzpunkt für seine Kunst. In einer Schau im Rationaltheater geht es dem gebürtigen Venezolaner um Wunden, Ängste und Einsamkeit, aber auch um Hoffnungszeichen.
Mit Jaffees Ausstellung „Rückkehr“ geht das Rationaltheater einen stillen Weg der Wiedereröffnung. Nach langen eineinhalb Jahren. Schon einmal hatte der Künstler, der sonst als Chef-Grafiker die Plakate für das Theater entwirft, seine Werke dort auf- und dann, dem Lock-down geschuldet, wieder abgebaut. (…) Theater ist Illusion, Täuschung, ein Spiel mit Raum und Licht.
Süddeutsche Zeitung, 17./18. Juli 2021
Jenseits des Horizonts – eine gelungene Premiere!
Erzählt wird die Geschichte zweier Brüder aus einer bereits im 18. Jahrhundert in die Ukraine ausgewanderten Familie deutscher Kolonisten. Ausgelöst vom 2. Weltkrieg und den Deportationen der Russlanddeutschen in der Sowjetunion, trennen sich die Wege der beiden Brüder. Bei Kriegsausbruch fordert die Mutter den Söhnen ein Versprechen ab: Egal, welches Glück oder Unglück ihnen im Leben zustoßen mag, sollen sie ihr Briefe schreiben: „Es gibt keine Briefe, die eine Mutter nicht erreichen…“
Wir haben uns sehr gefreut, den 1. Vizepräsidenten des Bayerischen Landtages, Herrn Karl Freller, als unseren Ehrengast begrüßen zu dürfen.
„Dieses Theaterstück verdichtet die ganze Tragik des letzten Jahrhunderts. Das Schicksal einer russlanddeutschen Mutter und ihrer beiden Söhne lässt verstehen, warum sie immer als „die Anderen“ angesehen wurden. Tief beeindruckend in der Darstellung und im Inhalt! Ein Ausrufezeichen gegen Krieg, Hass, Gewalt und Nationalismus in seiner schlimmsten Form.“, so Karl Freller.Jenseits der Fiktion
Ein Bühnenstück über die Suche nach Heimat.
Vielleicht ist Heimat nur die Vorstellung von einem Ort, an dem es sich gut leben lässt – mit einem Gefühl der Zugehörigkeit und der Geborgenheit. Und vielleicht entsteht diese Vorstellung auch nur in Abgrenzung zu einem Ort, an dem das nicht möglich ist. Von der komplexen Suche nach Heimat und dem Schicksal russischer Spätaussiedler erzählt das zwischen 1939 und 1990 spielende Bühnenstück „Leben jenseits des Horizonts“ von Jurij Diez und Yurii Poimanov.
Süddeutsche Zeitung, 30. September 2020
Es läuft aus dem Ruder
Interview mit Dietmar Höss zu CoronaSZ: Seit März ist das Rationaltheater geschlossen. Wie fühlte sich das im ersten Moment an?
Dietmar Höss: Corona hat uns kalt erwischt, mitten in unserer letzten Produktion kam der Shutdown. Die Wochen danach hofften wir. Wir wollten einfach nicht wahr haben, dass sich monatelange Arbeit in Luft auflöst. Und im Theater durfte niemand etwas anfassen. Dort wirkte alles seltsam leblos, als wäre etwas noch viel Schlimmeres als Corona passiert.
Ganzes Interview lesenStefanie Schwetz, Süddeutsche Zeitung, 24. Juli 2020
Ideologischer Überlebenskampf
Das Leben ist ein einziger Kampf um Liebe, Anerkennung und darum, den richtigen Platz im Leben zu finden. Mancher findet sein Zuhause in einem festgezurrten, ideologischen Wertesystem, aus dem es irgendwann kein Entrinnen mehr gibt. Genauso gibt es auch kein Entrinnen vor dem Tod. In dieser Situation treffen im Sommer 2017 in der Berliner Charitè zwei Patienten aufeinander, der eine ein westdeutscher Intellektueller, der andere aus dem Osten und Chef einer rechtsextremen, nationalistischen Partei. (…)STZ, Süddeutsche Zeitung, 27. Februar 2020
Friede, Freude und ein zerschlagener Eierkuchen
Das Dokumentarstück „Fanal“ beschäftigt sich im Rationaltheater mit der Revolution in Bayern vor 100 Jahren. „Da hat es geraschelt im Karton“ freut sich Leni (Tatjana Kuplewatzki) am 11. Juli 1918, als sie in dem Lokal, wo sie bedient, von den Vorgängen auf der Theresienwiese erfährt. Die Sympathie für die Revolutionäre bezahlt sie am Ende des Dokumentartheaterstücks „Fanal“ im Rationaltheater mit dem Leben. (…) Sehr aufmerksam und intelligent ist der Stoff zusammengetragen und das Programmheft bietet fesselndes Lesefutter. (…)Mathias Hejny, Abendzeitung, 7. Mai 2019
Krug und Trug
Ein Bierkeller ist der gesellschaftliche Kosmos, in dem Intendant Dietmar Höss sein kluges Revolutionsstück „Fanal“ am Rationaltheater spielen lässt. Spätestens nach einer halben Stunde drückt die Holzbank aus dem 19. Jahrhundert gegen das Gesäß. Aus Lautsprechern an den Wänden knarzt es leise: „Wir sind das Volk!“. Das zum Bierkeller umfunktionierte Rationaltheater ist brechend voll und brütend heiß. Die Kerzen, die so konspirativ flackern, tun dabei ihr Übriges. Zur Premiere von „Fanal“ am Donnerstag sollte sich alles so anfühlen wie zu der Zeit, als Bayern – ausgerechnet Bayern – eine Revolution erlebte. (…) Am Ende wird die Münchner Räterepublik scheitern: Die bayerische und Berliner SPD-Regierung, unterstützt von Reichswehr- und Freikorps-Truppen erobert die Stadt zurück. Es gibt 1000 Tote. Die junge Erzählerin Fiona Bumann, weiß und blütenrein wie ein Engel, steigt aus einem Fenster. Hinter ihr rinnt Blut die Wand hinunter. „Hören Sie niemals auf zu träumen!“, appelliert sie. Hier schimmert Höss‘ Aufruf zum friedlichen Widerstand gegen den grassierenden Populismus am stärksten durch. „Es lebe die Revolution!“, ruft Kellnerin Leni wenig später in den mittlerweile fast stockdunklen Bierkeller. Die Kerzen hat sie alle ausgepustet. Der Wirt greift sich einen Bierkrug und schlägt sie tot. Ganzen Artikel lesenSüddeutsche Zeitung vom 3. Mai 2019
Der graue Nebel im Kopf
Der österreichische Autor und Künstler Roland Hagenberg hat mit „Jetlag“ ein Stück über den Umgang mit Demenz geschrieben, das nun im Rationaltheater Uraufführung hat.Ein Bühnenstück in 21 Aufzügen, das viele autobiografische Züge trägt: Denn die Geschichte des in Tokio lebenden Journalisten Eric, der alle sechs Wochen nach München fliegt, um nach seiner dementen Mutter zu sehen, das ist im Wesentlichen die von Hagenberg selbst. „Es ist im Grunde nichts anderes als ein Emotionstagebuch“, sagt der Autor, der auch Regie führt. Und der „Jetlag“, der den Protagonisten nach den Langstreckenflügen über die Zeitzonen hinweg plagt, der bezieht sich auch auf die 85-jährige Mutter, der ihr Zeitgefühl mehr und mehr abhanden kommt. „Der graue Nebel im Kopf“, sagt Eric einmal. „So muss sich meine Mutter das ganze Jahr fühlen.“ (…) Ganzen Artikel lesen
Süddeutsche Zeitung vom 1. November 2018
Anti-Aging für das Kübelkind
Edgar Reitz‘ anarchistische Kurzfilmserie kehrt ins Rationaltheater zurück – digital restauriertBei der Verköstigung sind Kinos ja eine Art Vorhof zur Hölle. In den meisten Häusern gibt es nur Popcorn, Cola und Nachos mit Guacamole. Das Rationaltheater im Herzen Schwabings hat dagegen derzeit eine Speisekarte, wie man sie sonst nirgendwo findet. Darauf stehen Gerichte wie „Alte Männer“ oder „Ein ganz kleines Glück“. Die Zuschauer kreuzen ihre Favoriten auf der Karte an, serviert wird allerdings auf der Leinwand – die genannten Gerichte sind die Titel der Filme. (…) Ganze Kritik lesen
Süddeutsche Zeitung vom 16. März 2018
Erinnerungen an eine Freundschaft
„Freundschaft kann ein Fundament fürs Leben sein, sie kann aber auch Risse bekommen. Manchmal lassen sie sich kitten. Manchmal jedoch fristet die Freundschaft ein Dasein in der Erinnerung und lässt sich in einigen Fällen sogar wiederbeleben. Ob dies gelingt, darum geht es in dem Stück ‚Tessa im Paradies‘, das nun im Rationaltheater uraufgeführt wird. “ (STZ)Süddeutsche Zeitung vom 12. Februar 2018
„Shame“, ein aufregendes Solo von Marie Golüke
„Für ihre Verhältnisse ist ‚Shame‘ fast ein zurückhaltender Abend. (…) Golüke ist sehr konzentriert, will zum Denken anregen. (…) Und es passiert etwas sehr Grandioses bei diesem Solo, für das Golüke Förderung in Hamburg und Berlin erhielt und das das Rationaltheater mit dem Ballhaus Ost in Berlin und dem Hamburger Monsuntheater produziert: Golüke fragt das Publikum, sehr direkt, sehr freundlich – und alle öffnen sich. Die Menschen reden über Scham und Scheu, erzählen sehr persönliche Dinge, reden miteinander. Mit ihrer Selbstdarstellung schafft Golüke den Rahmen, innerhalb dessen sich die Zuschauer trauen, öffentlich zu reden. Das geht nach der Vorstellung weiter.“ (Egbert Tholl) Ganze Kritik lesenSüddeutsche Zeitung vom 23. März 2017
SLAM DRÜBER – Es geht um die Wurst
Monatlich im Rationaltheater: Stadt, Land, Fluss
Es geht tatsächlich um die Wurst. Um die Teewurst, genauer gesagt. Die gibt es immer, diesmal sogar auch eine vegetarische Fleischwurst. Wobei man zugeben muss, dass die nicht ganz so gut ankommt. Vielleicht, weil da mehrere Dinge nicht zusammenpassen, wie Alex Burkhard vermutet. Und Alex Burkhard muss es wissen, denn gemeinsam mit Pierre Jarawan lobt er die Preise aus, die jeden dritten Mittwoch im Monat im Schwabinger Rationaltheater zu holen sind. Und dies bei einem ganz simplen Spiel: „Stadt, Land, Fluss.“ (…) Die Show im Rationaltheater ist etwas, wohin man im Alter um die 30 mit seinen Freunden geht, wenn man Lust auf Vieles hat: Spiel, Bar, Konzert und Lesung. (…) Den ganzen Artikel lesenSüddeutsche Zeitung vom 31. März 2017
Zeit der Ungewissheit (…) „Warten auf Morgen“ heißt das Bühnenstück der Münchner Autorin Ayna Steigerwald, mit dem sie an diesem Dienstag, 22. November, im Rationaltheater Premiere feiert. Dabei legt Steigerwald den Fokus darauf, wie die Zeit des Ausharrens und der Ungewissheit das leben der Menschen bestimmt. Sie untersucht das Warten im Hinblick auf Einflussfaktoren wie Macht und Ohnmacht, Reichtum und Armut. (…) Den ganzen Artikel lesen
Süddeutsche Zeitung vom 22. November 2016
Im Gespräch bleiben (..) Oder im Omnibus: 100 europäische Autoren fahren derzeit in wechselnden Gruppen im Bus quer durch Europa, haben dabei jede Menge Gelegenheit zu quatschen und machen zwischendurch in München Station (10. Juni Rationaltheater) (..) zu „Stimmen aus Europa – meine drei lyrischen ichs und Liaison präsentieren CROWD“ am 10. Juni
Süddeutsche Zeitung vom 6. Juni 2016
Bilder des Schreckens.„Die Scheune“ von Gerhard Zahner als Hörstück. (…)“Die Produzenten und Händler von Waffen bleiben, wie in allen Kriegen dieser Menschheitsgeschichte, auch in unserer Gegenwart weitgehend unbehelligt,“ erläutert Gerhard Zahner sein Anliegen. (…) „Theater und Zuschauer kämpfen gemeinsam gegen das Verbrechen des Krieges, auch gegen das Vergessen“. Davon ist der Autor überzeugt. Im kommenden Jahr wird „Die Scheune“ in Berlin als Theaterstück Premiere feiern.
Süddeutsche Zeitung vom 25./26. Mai 2016
Ballett der Gegenstände. Schwebeteilchen spielen die Hauptrolle im Leben des Künstlers Robert Klein. Ein Schwebeteilchen, das kann alles sein, was klein und leicht ist und beim Schweben Licht bricht. Robert Klein schafft sphärische Lichtwelten, filigran und witzig, manchmal nur einige Zentimeter groß. (…) Derzeit baut er seine Lichtinstallationen im Rationaltheater an der Hesseloherstraße nahe der Münchner Freiheit auf.
Süddeutsche Zeitung vom 23.3.2016
Tonspur. In der Reihe „Tonspur“ präsentiert das Rationaltheater mit dem ukrainischen Indie-Duo Zapaska nun bereits zum achten Mal ein Ensemble, dessen Kompositionen den Soundtrack zu einem Stummfilm liefern . (…) Damit finden Film und Musik auf der Ebene kultureller Herkunft zueinander. (…)
Süddeutsche Zeitung vom 18.2.2016
Nadas Engel. Dietmar Höss ist Leiter des Schwabinger Rationaltheaters. Im September war dort die Uraufführung seines unter Pseudonym geschriebenen Stücks „Lost Wings“ – eine Geschichte über die Liebe zwischen einer dunkelhäutigen Klofrau, die einer rassistischen Gewalttat zum Opfer fällt, und einem menschgewordenen Engel. Am 13., 14., 15. und 16. Oktober steht das Stück wieder auf dem Programm. Im Gespräch erklärt Höss, was „Lost Wings“ mit der aktuellen Flüchtlingsdebatte zu tun hat.
Das ganze Interview lesen: SZ online vom 8.10.2015